Griemeeisen war für das Militär geboren. Lange Jahre hatte er im Garde-Füsilier-Regiment gedient und war keiner Rauferei aus dem Wege gegangen. Nun, im Alter, wenn es der Mundschenk zu gut mit ihm gemeint hatte, legte er den alten blauen Rock mit den nicht mehr ganz weißen Litzen an und erinnerte sich, durch die Gänge seines Herrenhauses wankend und vor einigen an der Wand hängenden Säbeln stehenbleibend, dort dem nächstbesten Dienstboten, der sogleich schicksalsergeben an seinen Lippen hing, eine seiner vorzüglichen Blaubäriaden über Kriegsheldentaten auftischend, wie er und seine Freunde aus dem Offizierskorps sich, in einem großen Zuber sitzend und angenehm besoffen, von einigen leichten Mädchen die Riemen hatten schleifen lassen. Laut und unheimlich guter Dinge schmetterte er, so gut es ging Haltung annehmend, dem pflichtgemäß gespannten Burschen ihr altes Motto entgegen: „Es lebe hoch das Regiment, welches sich mit Stolz Maikäfer nennt!“ Der arme, törichte Junge hatte daraufhin einen kurzen, aber unüberhörbaren Heiterkeitsausbruch erlitten, was Griemeeisen sogleich aufs Äußerste erzürnte. Weiß vor Wut und mit dramatischer Geste riss er einen Säbel von der Wand und setzte dem Laufburschen nach, der, nicht zu Unrecht um sein Leben fürchtend, entlang der Balustrade zur Freitreppe hastete und diese dann hinunterspurtete. Hinter ihm hörte er Griemeeisen schwer atmend brüllen: „Ich werde dich lehren – einen Maikäfer…“ – und dann hörte er einen dumpfen Schlag, gefolgt vom Scheppern des Säbels. Griemeeisen war mit seinen im Felde unerprobten Hausschuhen gleich auf der ersten polierten Marmorstufe ausgeglitten und mit dem ganzen Gewicht seiner Persönlichkeit auf dem Kopf gelandet, was sogleich seinen Hals hatte umknicken lassen. Wie er dann auf einem der Orientteppiche lag, auf dem Rücken, alle Viere unnatürlich verkrampft und geknickt von sich gestreckt, in seinem etwas verrutschten Maikäferkostüm, hatte schließlich auch noch weitere Bedienstete des ehrenwerten Hauses amüsiert, natürlich ohne dies irgendwie zu bekunden. Den wenigen noch lebenden Offiziersgefährten ließ die Familie jedenfalls mitteilen, Griemeeisen sei nach einem Ehrenhandel verschieden, was ja durchaus – in gewissem Sinne – der Wahrheit entsprach.