In einem einfachen Hotel an der Rezeption fragt eine Frau, wo denn der Freizeitraum sei. „Im obersten Stock, wenn Sie aus dem Fahrstuhl kommen, sind Sie gleich mittendrin. Ich muss Sie aber darauf aufmerksam machen, dass heute Rundlauf ist, das ist nicht jedermanns Sache“, sagt der Küchechef, der gerade vertretungsweise an der Rezeption aushilft. „Rundlauf? Tischtennis?“ – „Jein. Müssen Sie mal sehen, ob das was für Sie ist.“ „Aha, das klingt dubios“, sagt die Frau. Der Küchenchef schält sich eine Orange und nickt. Da fährt die Frau in den obersten Stock, der Fahrstuhl geht auf und sie ist wirklich gleich mittendrin im Rundlauf, der so ziemlich jeder Beschreibung spottet. Etwa 50 Gäste, teils im Bademantel oder sogar nackt, andere mit bizarren Vogel- und Bärenkostümen, laufen um eine etwa 20*10 Meter große Platte und spielen sich mit Tischtennisch-, aber auch Tennis- und Badmintonschlägern, Kehrblechen und Matheheften hunderte von Bällen zu, teils auch besonders laut aufkommende Golfbälle. Als die Frau einige Runden mitgesogen und unter dem Gelächter der Anwesenden mehrmals fintenreich „ausgeguckt“ worden ist, verlässt sie wütend den Freizeitraum und kehrt zur Rezeption zurück, um einige Takte zu diesem „Affenzirkus“ zu sagen. Da steht der drei Meter große Zimmersmann, bekannt aus meinen Geschichten „Die Saftpresse der Leute vom Ort und der Junge“ und „In Zukunft“, an der Rezeption. Der Küchenchef hat ihm wohl gerade einen frisch aufgeschroteten Kathreiner serviert und die Frau hört „…aber da ist heute Rundlauf, das ist nicht jedermanns Sache.“ „Um Gottes Willen, gehen sie dort bloß nicht hin, es ist ganz furchtbar“, ruft die Frau. Da dreht sich der Zimmersmann langsam zu ihr um, trinkt mit einem kräftigen Zug den dampfenden Gemälzten aus, zieht einen gewaltigen Holzschläger mit einem Björn Borg-Autogramm drauf aus seinem Walzsack und schallert mit tiefem Bass: „Rundlauf ist mein Leben.“ Kopfschüttelnd geht die Frau auf ihr Zimmer, das auch mitten im Freizeitraum ist.