Idee für einen Werbespot: Yolo

Eine Vorstadtsiedlung mit lauter lichtdurchfluteten Häusern, auf den Straßen sieht man nur schlanke, bald hagere Menschen, die joggen oder Fahrradfahren. Alle strahlen übers ganze Gesicht und durch den Ort hallt pausenlos Keuchen und Lachen. Ein Junge stochert am Tisch in seiner Algenpasta, seine Mutter schiebt ihm mit duchdringend freundlichem Blick ein Glas grünen Smoothie zu. Da sieht er am Fenster einen rundlichen Waschbären, der mit einem Zahnstocher im Mund faul in der Sonne liegt. Heimlich biegt der Junge beim nächsten Familienjogging ab, folgt dem Waschbären in die Stadt und beobachtet, wie eine ganze Bärenbande sich an Junkfoodresten in großen Mülleimern labt. Mit glänzenden Augen kauft der Junge die Produkte nach, deren Verpackungen die Waschbären übriggelassen haben, bereitet sie sich zuhause heimlich zu und spielt hochzufrieden Playstation mit Eistee, Chipsen und Zigaretten, während man im Hintergrund durchs Fenster sieht, wie seine Familie zu einer Segwaytour aufbricht und die Geschwister neidisch zu ihm reingucken. Dann das Logo der Supermarktkette und der Waschbär in Nahaufnahme: „Yolo!“

Blogbuch: Mann im Zug

Ein Mann im Zug – ich möchte ihn kurz beschreiben: Festes Schuhwerk, dunkelblaue Socken, eine etwas zu kurze Jeans, Funktionsjacke, bis oben hin geschlossen, hageres, rasiertes Gesicht, Haupthaare kurz, ein wenig ohne Frisur, vor ihm Rucksack mit Wasserflasche im Netz – dieser Mann also isst mir gegenüber eine Banane. Er hat starke Kieferknochen und kaut schnell und lang. Er schluckt hörbar ab und macht dabei ein etwas leidendes Gesicht – Halsschmerzen. Die Schale der Banane bringt er steifen Schrittes, die Lappen ordentlich übereinandergelegt und einmal gefaltet, nach dem Mülleimer.

Morgen: Der Mann aus dem Zug trinkt hörbar Sprudelwasser, nachdem er die Flasche behutsam mit der nötigen Geduld am Schraubverschluss geöffnet hat.