Zwei haben ein Date auf dem Jahrmarkt. Da läuft der eine lachend auf einen Stand mit Zuckerwatte zu, hält seinen Kopf in die Schüssel und kehrt stolz mit einem Zuckerturban zum anderen zurück. „Kannst gerne was von meinem Kopf essen“ – „Nein“ – „Warum, ist doch lustig“‚- „Ich glaube, wir haben nicht den gleichen Humor“. Als der andere gegangen ist, setzt sich der eine mit dem Turban traurig auf einen Stein und wäscht sich die Watte mit Fanta ab. Auf dem Riesenrad wird er dann zu allem Überfluss noch von einem Bussard angegriffen. Für den Heimweg holt er sich noch einen Unterarm voll Zuckerwatte.
Monat: Mai 2017
Viele Briefe lieben Grüße
Manche Taschen haben Hände,
manche Ohren haben Wände.
Manche Bäder haben Füße,
viele Briefe lieben Grüße.
Die Schildkröte und der Rabe aus Stein
Eine etwa honigmelonengroße Schildkröte geht langsam über einen Rasen und in eine verlassene Hundehütte hinein. Drinnen ist es dunkel, man kann sie von draußen nicht sehen. Jahre gehen ins Land – die Schildkröte ist seither nicht rausgekommen. Es vergehen nochmal sieben Jahre. Immernoch ist die Schildkröte nicht herausgekommen. Nach weiteren, vielen Jahren, teils Jahrzehnten, passiert es, die Schildkröte kommt heraus und hat sich nicht s i g n i f i k a n t verändert. Da fragt ein Rabe aus Stein, der all die Jahre die Hütte im Auge hatte: „Warste aber lange in der Hütte.“ Und die Schildkröte zuckt nur mit den Schultern, was man unter dem Panzer aber nicht sehen kann. Ende.
Blogbuch: Kitzeln am Bein
Wenn man auf einer Wiese oder im Garten in der Sonne sitzt, vor sich hindöst und etwas am nackten Bein entlangkitzeln spürt, ist es meist gar kein Insekt oder der Partner mit einem Grashalm, wie man erst denkt – sondern schlicht der Tod.
Liebesgedicht: Gewitter
Bei Gewitter kannst Du mich besuchen.
Ich habe einen Blitzableiter,
Feuerlöscher und so weiter.
Ich hab dann auch weniger Angst
und ich hab auch Kuchen.
Erinnerung: Honigmelone
Beim Wandern durch die Wälder und Felder, über die Hügel und Berge, durch die Bäche und Flüsse, bin ich nachdenklich geworden – was denn sonst. Dann hab ich die erstaunlich große Honigmelone, die ich dabei hatte, nicht „aufgekriegt“. Kletterte auf einen Baum und habe sie von oben runterfallen lassen, aber sie ist auf dem weichen Waldboden nicht kaputtgegangen. Dann bin ich mit der Melone unterm Arm ganz schnell gerannt, einfach so. Dann wurde ich müde und ein Gewitter zog auf, weshalb ich mich auf den Heimweg machte. Die Melone ist die ganze Welt, ich hatte auch ein Brötchen mit Marmelade gegessen und hab einen Fuchs gesehen, was ich mir ausgedacht hab. Das wars.
Erinnerung: Bruckner
Habe mir gerade eine schöne Dose Red Bull aufgemacht und höre Bruckners „Nullte“, die ich vor ungefähr genau 20 Jahren mit dem Märkischen Jugendsymphonieorchester spielte. Mir geht es dabei beim Hören wie früher bei den Proben. Mal ist man ganz verzaubert von den schönen, schön eingängigen oder auch mal mitreißenden Passagen, dann schweift man aber auch mal ab, früher ließ man dann den Blick durch die Reihen der Mitmusikanten schweifen und vertiefte sich in besonders schöne und/oder interessante Gesichter (um dann, wenn man mal zurück angeguckt wurde, ein paar Takte mit doppeltem Tempo zu spielen), heute halt durch die Neuigkeiten in den sozialen Netzwerken. Man ist aber nie ganz „raus“, vor allem, wenn man die Komposition gut kennt. Und manche Postings und Bilder will ich mir sogar garnicht ohne Bruckneruntermalung angeschaut haben. Zum Beispiel ein Bild von Steak mit Kartoffeln und Bohnen oder ein Selfie mit Alpenpanorama im Hintergrund.
Liebesgedicht: Minigolf
Wir sollten nie mehr Minigolf spielen.
Blogbuch: Adabei
Ich hab das Gefühl, dass Obama jetzt zügig so ein richtiger Adabei wird. Weil er hierzulande noch so irre beliebt ist, wird er wohl bald bei Lanz hocken und dann über die üblichen Formate zu „Rate mal, wie alt ich bin“ durchgereicht. Und dann die Kandidatin, die sein Alter schätzen soll so „ja saache mal, das ist doch der Obama. Mensch, wie geht’s Dir denn, Obama.“ Und dann wird simultan übersetzt und dann lächelt er etwas verzögert sein charmantes Obamalolen. (Es kommt dann raus, dass er erst 39 ist, aber im Amt stark gealtert)
Evangelischer Kirchentag
Während der evangelische Kirchentag ja als Laienbewegung früher mal ziemlich „linksgrün versifft“ war, ist er heute voll auf Kurs der EKD und somit ein klassisches Heimspiel für die Bundeskanzlerin. Ein wenig „dick aufgetragen“ ist für meinen Geschmack die auch farbliche Anbiederung der Irgendwas-Luther-Typen mit ihren im CDU-Orange gehaltenen Schals. Inhaltlich – das Wort theologisch will ich erst garnicht in den Mund nehmen – ok das Wort inhaltlich eigentlich auch nicht – unterscheidet sich das Christliche der CDU und der EKD auch null. Ein Song von Max Giesinger ist wahrscheinlich deeper als das fade Geschwätz des schon mehrfach verwendeten Teebeutels Bedford-Strohm. Dann hörte ich die Frage was macht den der Hirschhausen auf dem Kirchentag. Was eine Frage. Wer könnte dort mehr hinpassen als ein bürgerlich-populärallesmöglicher Zauberer als Pausenclown?