2x unglücklich gelaufen

Ein Mann ist zu groß für seine eigene Wanne. Da lässt er in einem Copyshop eine 3D-Kopie von sich machen, nur 30cm kleiner als das Original. Als die Kopie fertig ist, sagt sie: „So ich geh jetzt einfach in der kleinen Version nach Hause, das Original können sie behalten.“ „Sind sie denn damit auch einverstanden?“, fragt der Ladenbesitzer den Mann. „Ja sicher, ich hab mir das ja selbst ausgedacht“, sagt der kleine Mann. Der Ladenbesitzer zuckt mit den Schultern, händigt dem kleinen Mann Schlüssel und Wertsachen des Originals aus und sieht der Kopie zu, wie sie pfeifend abzieht.

Jahre später, der originale Mann hat sich eine neue Existenz aufgebaut, hat er das Wannenproblem immernoch nicht gelöst. Da lässt er die Wanne aus seiner neuen Wohnung herausmontieren und bringt sie zum 3D-Shop, wo er eine entsprechend vergrößerte Kopie verlangt. Als die große Wanne fertig ist, geht sie zur Kasse und sagt: „Schicken Sie die Rechnung meinem Besitzer, die kleine können sie behalten.“ Da sagt der Ladenbesitzer: „Und wie kommen Sie jetzt zur Wohnung zurück?“ „Das lassen sie mal meine Sorge sein.“ Staunend beobachtet er, wie die Wanne pfeifend von dannen zieht. Sie ist dann bald über alle Berge.

Es gibt keinen Grund

Eine Person wird von einer anderen vom Fuß her ohne Begründung in Beton gegossen und bevor es mit dem Klumpen über der Mitte eines Gewässers baumeln abwärts geht, fragt die Person die andere: „Warum denn ohne Grund?“ Aber da geht es auch schon runter, platsch, und langsam geht es nach unten, und es hört auch auf nicht auf, das Gewässer hat keinen Boden. Ach deshalb „ohne Grund“, denkt die Person, während sich ihr Kopf langsam schläfrig eintrübt, und wenigstens das ist geklärt.

Blogbuch: Alte Tradition

Es gibt eine alte Tradition hier auf dem Land, genau so lange nachts die Fenster offenzulassen und mit nacktem Oberkörper und ohne Decke zu schlafen, wie auch die Kühe noch rund um die Uhr auf der Weide sind und noch nicht im Stall winterfest gemacht werden. Das ist teils bis in den November hinein der Fall. Natürlich ist es auch jetzt im Frühherbst nachts schon „gut frisch“. Die Menschen liegen nackt auf ihren Betten, ihr Atem dampft schon nicht mehr, ihre offenen Augen: seltsam trüb. Ach guck. Sie sind – tot. Was sie allerdings keineswegs davon abhält, am nächsten Morgen wieder aufzustehen.

Israel und die AfD

Dass Israelsolidarität Staatsräson sei, ist bekanntermaßen und vor allem auch unter Regierungsbeteiligung der in Teilen antiisraelischen SPD, erstmal eine reine Behauptung, deren konkreten Gehalt man immer neu hinterfragen muss. Dass Teile der ich sag jetzt mal israelsolidarischen Szene, deren Vorstellungen von Solidarität ja auch sehr weit auseinandergehen, jetzt Gauland dafür loben, darauf hingewiesen zu haben, dass es ja auch mal um Kriegsbeteiligung gehen könnte und man schon mal prinzipiell klären sollte, wie man dazu stehe, finde ich vor allem deshalb so komisch, weil er im Nachgang der PK-Äußerung in der FAZ genau so um die Fragestellung herumeiert, wie es in weiten Teilen der Politik üblich ist. Nein, er hat nicht dazu aufgerufen, die Solidarität zu beenden. Er hat aber eben auch nicht dazu aufgerufen, sie entschlossener zu betreiben. Auf mehrmalige Nachfrage des Journalisten rang er sich zu der Aussage durch, dass er, wenn die Juden wirklich ins Meer getrieben würden, an der Seite Israels stehen würde. Hochkomisch, diese auch als angekündigte Sterbebegleitung lesbare Gaulandsolidarität, bei der man sich fragt, ob man dann nicht doch lieber Papiertiger bevorzugt. In der Region ist übrigens ständig Krieg, weiß Gauland. Und, wie ich ergänzen möchte, erst gestern wieder, antisemitischer Mord im israelisch-palästinensischen Alltag. Offensichtlich kein Grund, sofort in jeder nur erdenklichen Tat mit Israel solidarisch zu sein, dazu laut aufzurufen, sondern vo einem Gefühl zu raunen, das Volk wolle Israel garnicht unterstützen. Ja aber selbstverständlich nicht. Deshalb ist der Kampf für Israel ja so wichtig. Mit einem Gauland natürlich nicht zu gewinnen.

Idee für Graphic Novel: SHARD

In Zukunft bietet das letzte große Unternehmen an, dass man nach seinem Tod gegen einen auch für Normalsterbliche bezahlbaren Preis sein Bewusstsein in eine Cloud hochladen und dann in einer virtuellen Realität leben kann. Wenn man es sich leisten kann, kann man sich auch einen individuell gestaltbaren Avatar kaufen und wieder am „Real Life“ teilnehmen. Es ist offiziell verboten, sich absichtlich zu Tode zu bringen, es wird trotzdem ohne Ende gemacht, vor allem, weil es viel zu gefährlich ist, irgendwo zu Tode zu kommen und nicht in der Nähe urbaner Zentren, wo es genug Netz hat, das Bewusstsein hochzuladen, nachdem ein Chip des Unternehmens den Exitus festgestellt hat. Der Schwarzmarkt für künstlichen, aber nicht zurückverfolgbaren Krebs im Endstadium boomt. Es gibt aber leider auch viele unvollständige Uploads, die sogenannten „Scherben“, die einen vertraglichen Anspruch auf Speicherung haben, auch wenn es nicht viel Sinn macht. Eine besonders wohlhabende Scherbe, ein reicher Todhändler, lässt sich von illegalen Hackern das Bewusstsein halbwegs aufmotzen, so dass er handlungsfähig ist, und lässt sich ein groteskes, riesigen Mischwesen mit einem menschlichen und einem Hummerscherenarm bauen. Er schenkt auch anderen Scherben solche Avatare und plant einen Angriff auf die Speicherstadt des Unternehmens, um sich einen Verdacht zu bestätigen. Das Unternehmen hat nämlich schon Kopien von allen Kunden, bevor sie sterben, und nutzt den vermeintlichen Transfer, um abzusahnen und unangenehme Leute unschädlich zu machen. Nach einer gewaltigen Schlacht findet er im Zentrum der Speicherstadt die Kopie seines echten Bewusstseins, will es auf den Avatar überspielen, löscht es dann aber und will lieber als Scherbe weiterexistieren.

Blogbuch: Pinball

Gewagte These: Das Pinballspiel (als App) spiegelt die ganze Bandbreite des Lebens in all seinen Facetten wieder. Da gibt es drei Kugeln pro Runde – wie im echten Leben. Musik und laute Dudelgeräusche, wie im Leben auch. Punkte und Highscores. Multiball und wieder Musik. Es ist sowas von wie im echten Leben 😀 Scheisse, ich krieg mich garnicht wieder ein. *mit den Flippern klapper und den Augenlidern schlacker

Das blaue Pferd

Hast du es nicht gesehen. Das blaue Pferd kam aus einem Meer der Erschütterung. Aus seinen Nüstern schäumt wütende Gischt, seine smaragdenen Augen leuchten wie die Aurora. Es hat keinen Reiter, keinen Herrn. Sein Sattel ist der ewige Fall, seine Bügel die Stufen ins rasende Nichts. Hast du es nicht gesehen, das blaue Pferd spannt seine Muskeln und geht kraftvoll auf die stählernen Hinterbeine. Sein Stand ist für immer.

Le Museum

In einem Museum für interessante Kunst ist gerade Schließung, über die Lautsprecher werden die Gäste aufgefordert, sich zum Ausgang zu bewegen. Da hört man jemanden durch ein Megafon: „Ich gehe n i c h t.“ Die anderen, eher vereinzelten Gäste, die nur von weitem gefilmt werden, gucken sich etwas an, gehen dann aber zum Ausgang. Einer der Gäste sagt dem Pförtner: „Da ist noch einer, der geht n i c h t.“ Der Pförtner ist ein Gemälde, das länger eingeblendet wird. Dann Schnitt und einer dieser roten Kaugummiautomaten an einer kahlen, weiß gekachelten Wand. Dann hört man von weitem wieder die Megafonstimme „ich gehe n i c h t“. Dann eine Hand in Naheinstellung, wie sie einen Cuatro in den Kaugummiautomaten wirft, dreht und es kommt eine winzige Schneekugel mit einem Megafon drin (Naheinstellung) heraus. Dann Schnitt und Szene in einem Restaurant an einem Tisch für einen mit der Person, die dem Pförtnerbild sagte, es gehe jemand n i c h t. Ein Kellner kommt und räumt ab. Die Person bezahlt mit drei bunten Kaugummikugeln und dann Naheinstellung vom Kellner, wir er „Baboba“ (mit Betonung auf dem „o“) sagt. Dann sofort Abspann.