Kaltmut ist einer der letzten Kiesmenger. Mit einem Lotstock prüft er die Tiefe der plastenen Truhe an einem verlassen wirkenden Bahnsteig in Lennestadt (Ortsteil Meggen). Müde und alt vom Bedenken schüttelt er den Kopf in den nässrigen Nebel des Rothaargebirges. „Seit Monaten nicht gemengt worden.“ Wenn der Winter kommt, ist der Streudienst am Zuge. Doch die Kiesmenger wenden das Gut, wenn es sonst auch keiner tut. Kaltmut taucht seinen behandschuhten Arm in die Grube wie der Bauer die Kälber holt. Langsam und gleichmäßig, gleichsam kraftvoll beginnt er zu mengen. Der Kies bewegt sich in geschwungenen Wellen wie graue See. Kaltmut weiß es. Der Arm schmerzt, die Knie brennen.Zerschunden, doch eins mit dem Stein, der Tausende ist und alles sah. Die Kiesmenger kamen und sie waren da.