Blogbuch: Salon Corinna

Vorhin bei „Salon Corinna“ meine Wolle abschneiden lassen. Nett unterhalten, dann hat sie mir noch die Karte des Salons mitgegeben, damit ich auch wiederkomme, und da dachte ich, geb ich ihr meine auch. Und sie so: „Auf Facebook bin ich nich“ – „Ach wie“ – „Und Verschiedenes?! Was heißtn das. Sind sie Detektiv oder sowas?“ – „Was? Ja.“ – „Na denn…“ – „Darf ich trotzdem wiederkommen?“ – „Aber sicher, wir haben hier nichts gegen Detektive.“

Schön, dass es auch noch Haarstudios gibt, die nichts gegen Detektive haben.

Blogbuch: Essen und Notleidende

Die vielschichtige Komik, dass ausgerechnet in der deutschen Stadt „Essen“ bei der Ausgabe von Grundnahrung an Notleidende in Deutsche und Nichtdeutsche unterteilt werden soll, liegt mir irgendwie schwer im Kopf. Auch, weil ich dort einige Jahre gelebt habe und einige Verwandtschaft dort wohnen habe. Im Essener Süden zwischen Rüttenscheid und dem Naherholungsgebiet Baldeneysee gibt es einen Edeka, der damals damit warb, irgendeinen bundesweiten Supermarktfilialenwettbewerb gewonnen zu haben. Feinkost, wo man hinsah. Eine riesige Fischtheke. Die Käseleute solche Antjeklamotten und -kopftücher an. Wahrscheinlich sogar Holzpantoffeln. In diesem Laden habe ich das Wort „Schwarzfüße“ kennengelernt. Natürlich kein Begriff für Kohlekumpel. In den umliegenden Villenvierteln des alten Stahl-, Hochtief- und Stromadels seien in der Nähe des Edeka Schwarzfüße gesehen worden. So welche gibt es dort nämlich eigentlich garnicht. Die müssen „rübergekommen“ sein. Nicht aus dem Ausland, also das sowieso, aber aus anderen Teilen Essens. Der Essener Süden hat 2017 tiefschwarz gewählt, und unterdurchschnittlich AfD. Dort, wo nach Meinung dieser bürgerlichen CDU-Wähler die Schwarzfüße herkommen, um in Essen-Werden im Edeka Wolfsbarsch und Feigensenf zu klauen, also in Norden, zB in Altenessen, da ist die AfD stark. Da gibt es Probleme mit Essen.

Erinnerung: Vasenhuber

Komisch, woran man sich manchmal erinnert. Ich jetzt gerade an einen Professor für Linguistik an der Uni Essen/Düsburch, der wohl mal Ire gewesen, dann aber in Essen gelandet war. Ein wirklich netter, etwas älterer Herr, sehr lieb zu allen, etwas zerstreut immer, er nannte mich mehrmals „Vasenhuber“, obwohl ich ja Weissinger heiße, was ich aber gut fand. Jedenfalls weiß ich noch, wie er einmal mit großer, von jahrzehntelanger Wiederholung ungetrübter Begeisterung erklärte, dass die oft als plump verspottete Übersetzung „Die Zeiten sind sich am Ändern dran“ von Bob Dylans einschlägig bekannten Song viel näher an der vor allem linguistischen Wahrheit und Genauigkeit seien als fast schon Falschübersetzungen wie „Zeiten ändern sich“, weil das a‘ aus a’changin eben vom deutschen „am dran“ gemeinsam vom Mittel- Alt-Englischdeutsch kommt (hatte Zwischenprüfung ne zwei!). Dann ist er noch bei der Tsunamikatastrophe 2004 in Aceh wirklich fast in einem Hotel ertrunken und in der Uni haben alle nur gelästert, dass er da Urlaub macht, da hab ich mich dann exmatrikuliert.

Der etwas zottelige Fuchs und der große Rudolin auf dem Eis

Ein dünnbeiniger, etwas zotteliger Fuchs geht unsicheren Schrittes über eine dunkellila schimmernde Eisdecke, von der er nicht weiß, wie dick sie ist. Da sieht er die Schatten von langsam unter ihm hergleitenden, gewaltigen Fischartigen. Da kommt der Fuchs zum großen Rudolin, aus dessen weit geöffnetem Mund der schwere Anker an eiserner Kette in die Tiefe rasselt, dieses Mal durch ein Loch im Eis. „Ich bin froh, dass das Eis dich hält, Rudolin. Dann werde ich es wohl auch schaffen.“ „A“, dröhnt Rudolin gutmütig (das „Ja“, wenn einem gerade der Anker aus dem Mund in die Tiefe rasselt). Beide schauen sich an und ziehen die Augen. „Ich bleibe aber noch etwas bei dir“, sagt der Fuchs. Und die Fischartigen unter dem Eis können ihren schwarzen Augen kaum trauen, denn das Eis ist schon wieder etwas dicker geworden.

Die zwei steinernen Eulen

Zwei steinerne Eulen sind über die Jahrhunderte durch Landmassenverschiebung und Gartenarbeiten in Guckreichweite gekommen und beginnen, sich interessiert anzuschauen. Dabei vergessen sie völlig den Sonnenaufgang. Schon beim ersten Lichtstrahl werden die steinernen Eulen zu echten und flattern erschrocken in unterschiedliche Richtungen davon.

Gewürze: Basilikum

Basilikum, was bist du für ein habener Hervor? Hoch, ja hoch, war der Wind, der dich zu den Tomaten trug. Erste Empfindungen entstanden. Da, oh Gott. Was ist nur deine Besonderheit? So satt, so gern, kann ich dich mal anrufen? Du bist doch sofort da und sagst: ja ich schmeck‘ nach dem Gefühl, das wir hatten, oh Spaghettin. Aber was! Gut auch! Ton und Symphonie, das große Linguoi. Heidernaus! Ich halte deine Ewigkeit kaum aus.

Gewürze: Estragon

Estragon, dein Geheimnis ist doch ein Versprechen. Einst trocknetest du im Mondschein unter den sonderbar blauen Albastern der Ägäis. Doch erst, als der große Filetbarsch an Land kam, um die Küche für immer zu verändern, war deine Partitur voll aufgeschlagen. Dein minthell angestimmter, kräuterwieselnder Gesang öffnete die Geschmacksknospen der Küstenvölker wie eine Lotusblüte. Eintöpfe entstanden. Doch auch als Sauce kannst du nur verwöhnen. Wir wollen Estragon stets haben und uns an grünen Eiern laben.