Viel über Zeit verraten sie nicht

Zwei Personen kommen sich auf einem sonst kaum belaufenen Spazierweg entgegen

„Guten Tach“
„Guten Tag. Eine Frage, wollen wir vielleicht ein Stück zusammen gehen, mit zwei Meter Abstand, aber so, dass wir reden können?“
„Hjoa, wenn sie in meine Richtung gehen, ich bin auf dem Rückweg zum Auto, dann gerne, warum nicht“
„Wunderbar, danke, mir ist die Richtung gleich. Ich halte auch Abstand. Der Weg ist ja auch schön breit, nicht. Tja, also das ist ja im Moment ganz schön aufregend alles mit dem Virus, was? Mit der Epidemie.“
„Joa. Man soll sich aber nicht verrückt machen. Vorsicht ist gut, aber die Zeit geht auch vorbei“
„Ja, die Zeit. Witzig, dass sie das sagen. Ich war jq lange Uhrmacher, bis meine Hände nicht mehr mitmachten. Das ist so im Alter, ich habe mich nicht beklagt….Zeit ist etwas Sonderbares. Ich habe jahrzehntelang an Uhren herumgeschraubt, aber sein wir ehrlich, viel über Zeit verraten sie uns nicht“
„Ja, ich glaube, ich kann ihnen folgen. Da haben sie glaube ich nicht Unrecht. “
„Ich habe gelesen, für manche wie mich seien die Tage nunmal leider gezählt“
„Sowas finde ich ganz schlimm, wer sowas sagt, das macht mich wütend“
„Ach *winkt leicht ab…Tage zählen. Überlasse ich gerne diesen Leuten. Ich habe es kaum je angefangen. Aber die Zeit ist irgendwo, ich spüre sie, keine Frage. Und natürlich habe ich auch Angst. Aber sie ist nicht immer da. Nicht, wenn ich mich erinnere. Oder wenn ich mich unterhalte. Wenn ich diese Ente da sehe.“
„Wo.“
„Da *zeigt“
„Tatsächlich. Schöne Tiere.“
„Ich möchte nicht in die Zeit fallen. Verstehen sie? Noch nicht. Ah, der Parkplatz. Hier steht wohl ihr Auto?“
„Ja… – aber wissen sie was *schaut auf seine Uhr…,
wenn sie noch können, dann gehen wir doch noch einmal hin und her.“
„*lächelt…eine schöne Uhr“
„Oh. Danke ^^“
„Ich nehme das Angebot gerne an. Sie…ja.“

Das sind die Cashews

Normale wohlhabende Familie, mehrmals mit dem SUV im Rewe und bei Denn’s gehamstert

Bruno: „So, was essen wir denn heute abend. Genug Auswahl haben wir ja jetzt“ *lacht reich
Sandrine: „Ich decke einfach mal den Tisch, wir haben ja auch viele frische Sachen gekauft, die halten sich ja auch nicht ewig. Also herrlich frische Brotsorten mit Flußkrebssalat oder Frischwurst, schöne Käseplatte, die ganzen Frischkäsezubereitungen, Avocados, Feigen, frische Tomaten, Burrata, Sushi, sowas?“
Bruno: „Ich hatte eigentlich Lust auf diesen veganen Brotaufstrich mit Cashew und anderem“
Sandrine: „Du, Bruno, lass uns diese Döschen doch erstmal zulassen und das frische…“
Bruno: „Den wollt ich aber gerne mal probieren, der hält sich dann ja auch im Kühlschrank“
Sandrine: „Du, wenn der geöffnet ist, nicht so lange…wir haben doch so viel anderes erstmal“.
Bruno: „Das ist ja eine ganz kleine Dose, du kannst ja auch davon mit essen“
Sandrine: „Nee, du, ich wollte die frischen…“
Bruno: „Ja meine Güte, dann ess ich das Döschen ganz allein auf und von deinen frischen Sachen auch noch jede Menge, wenn die wegmüssen – hach du musst aber auch aus allem ein Problem machen“
Sandrine: „Du, Bruno, benimm dich. Wir haben besprochen, wegen der Kinder keine Panik oder Streit zuhause, die werden hier ja wahnsinnig sonst“
Bruno (leiser): „Und ich werde wahnsinnig, wenn es wegen eines Abendbrotdetails solche Diskussionen gibt. Dafür habe ich mir nicht dem Buckel krumm geschleppt, dass hier jetzt rationiert wird“
Sandrine (entsetzt): „Bruuuno. Das hat doch mit Rationierung nichts zu tun, es ist doch einfach sinnvoll, jetzt erstmal die frischen Sachen… “
Bruno: „Die hätte ich auch nie gekauft. Viel zu viel alles“
Sandrine: „Also das…DU wolltest doch…“
Bruno: „Komm, Schluss. Ich probier jetzt den Cashew-Aufstrich *macht die Dose hektisch auf, probiert mit dem Finger…wunderbar nämlich. Da hätten wir gleich 20 von mitnehmen können. Ganz lecker, hier, probier mal“
Sandrine: *vogelzeig
Bruno: „Wunderbar. Bisschen salzig ohne Brot. Bisschen beißen im Mund, das sind die Cashews. Bin aber nicht allergisch. Nee, das ist so gut, da fahr ich gleich nochmal los und hole mehr.“
Sandrine: „…ich esse jetzt einen Teller Tomaten mit Burrata, Abendessen ja offensichtlich jeder für sich“
Bruno wortlos ab, kommt nach 40 Minuten wieder
„Sooo, hallo Schatz. 30 Döschen hatten sie noch auf Lager.“
Sandrine (schon zwei Gläser Wein): „Super! räumst du es gleich in den Schrank?“
Bruno: „Immer mit der Ruhe. Jetzt mach ich mir erstmal einen Teller mit Broten und dem guten Aufstrich. Ganz ausgehungert nach der Tour.“
Sandrine: „Also bleibt das Weg- und Aufräumen wie immer mir überlassen, herrlich“
Bruno: (überhörend, zufrieden) „Ahhh, so. Llllecker. So gut… – ouh ja, starkes Beißen. Aber das sind die Cashews“
Sandrine: „Allergie“
Bruno: „Quatsch. Also wirklich, trink lieber weniger“
Sandrine: *schenkt sich nach
Bruno: „Unheimlich gut. Zwischendurch ein Schluck Milch. Siehste, Frischmilch, kommt weg. Dann brennt es nicht so. Perfekt lecker. Morgen wenn sie nachgeladen haben hole ich noch mehr“
Sandrine: „Hol dir gleich einen ganzen Sack Cashews, Bruno, ich stampf dir noch Dip dazu“
Bruno: „Du bist so furchtbar unlustig und blöde, hahaha. Aber ist mir auch egal. So noch das letzte Brot. Immer mit Milch jetzt. Brennt kaum. Wunderbar. Was kommt im TV?“

WG-Party in Zeiten von Corona

Samstagabend, viele private Treffen in WGs wegen Corona. Eines davon zu dritt.

Jerome: „So, ihr Lieben, damit wir keine Dosenravioli essen müssen, die Markus so gerne hamstert… “
Markus: „Haha“
Jerome: „…war ich heute noch auf dem Markt und hab Paprika und Granatäpfel für meinen momentanen Lieblingsdipp gekauft, Muhammara! Walnüsse hatte ich noch. Dazu leckeres libanesisches Brot. Können wir vielleicht kurz anrösten“
Theo: „Du warst auf dem Markt?“
Jerome: „.. ja?!“
Theo: „Äh…möglichst Menschenmengen meiden?“
„Jerome: “ Theheheo, unser Angsthäschen. Das ist ja nicht zu glauben“
Markus: „Finde ich ehrlich gesagt auch nicht so toll. Mal ganz abgesehen davon, dass ich gegen Walnüsse allergisch bin“
Jerome: „Die sind angeröstet“
Markus: „Ja, trotzdem. Nur wenn sie richtig gebacken werden, ist’s kein Problem. Aber egal, ich ess sowas eh nicht so gerne“
Jerome: „Na toll. Habt ihr noch andere Dips? Auf jeden Fall könnt ihr das Brot essen, das ist angeröstet super lecker“
Theo: „Wow. Kannst du noch ein anderes Wort als ‚angeröstet‘. Es nervt hart.“
Jerome: „Wowow. Was sind denn hier für Vibes am Start. Ist irgendwann passiert? “
Theo: „Ääh, nichts, absolut nichts. Das ganze Land wird nur gerade runtergefahren, die Wirtschaft kollabiert, die Infektionszahlen gehen durch die Decke, die Bundeswehr soll schon mit Leichensäcken aushelfen, aber sonst ist alles ok, Jerome“
Markus: „Haha, jetzt bin ich auf deine Antwort gespannt, Jerome.“
Jerome: „Ey krass. Kann es sein, dass ihr irgendwie zuviel im Internet surft den ganzen Tag oder so?“
Theo: „Kann es sein, dass Du auf den MARKT gehst, wo die Käse- und Fisch-Verkäufer dir die Viren gleich ins Gesicht brüllen? Für mich bist du ein Quarantänefall“
Jerome: „Weißt du was. Im Gegensatz zu euch hab ich noch andere Freunde. Die schieben weniger Panik und haben auch keine scheiß Walnuss Allergie“ *packt zusammen
Markus: „Wow, das ging voll gegen mich“
Jerome: „Hier, ein paar frische libanesische Brote lass ich euch hier. Die waren eingeschweißt. Und ich hab mir die Hände gewaschen. Außerdem kann man die noch gut anrösten dann sind die Viren sowieso abgetötet“
Markus: „Haha, das war gegen dich, Theo“
Theo: „Das letzte zeigt nochmal, wie dumm du bist“
Jerome: „Ja, der dumme Jerome geht jetzt zu netten Leuten. Viel Spaß bei eurer Paranoia-Party“ (geht, Tür fällt ins Schloss)
Markus: „Tse, was der immer hat…so…Ravioli?“
Theo: „Den Ekelfraß kannst du allein essen, ich bestelle kontaktlos bei Lieferando.“
Markus: „Kannst….“
Theo: „… und zwar nur für mich. Du hast schon zu viele Schulden bei mir, sorry“
Markus: „Wow. Das muss dieser gesellschaftliche Zusammenhalt sein, von dem alle reden. Ich geh jetzt netflixen, viel Spaß allein in der Küche mit deinem feinen Samstagabendfresschen“
Theo: „Werd ich habeeen.“

Henning und Corona

„Henning?“
(keine Antwort)
„HENNING!!!!“
(Tür öffnet sich) „JA?!“
„Du Henning, ich habe ganz schlechte Nachrichten. Weil ich mit Arbeitskollegen zusammen war, von denen welche mit dem Corona-Virus infiziert waren, hab ich mir das Virus jetzt vielleicht auch eingefangen und wir müssen jetzt alle zwei Wochen zu Hause in Quarantäne bleiben, aber die Schulen haben ja eh geschlossen.“
„Gut.“
„Damit ich dich nicht anstecke, bleibe ich jetzt erstmal immer unten im Wohnzimmer, da schlaf ich auch und lass dich oben ganz in Ruhe“
„Gut“
„Essen zu bereiten ist auch schwierig, am besten du bestellst was auf meine Kreditkarte und holst es die immer von der Tür, du weißt ja leider, wie man damit bestellt.“
„Gut“
„Eistee ist kistenweise unten im Keller und Chips“
„Gut“
„Gut, mein Junge. Dann ist ja alles geklärt.“
„….Mama?“
(überrascht) „Ja?“
„Ich hab dich lieb.“
(gerührt, Tränen) „Ach Henning. Ich dich doch auch. Schön, dass wir wenigstens in so einer Krise zusammenstehen. Ich hab dich ganz doll lieb, deine Mama ist ganz stolz auf dich, hörst du?“
(keine Antwort)
„HENNING? “
(Tür geht wieder auf) „Was?“
„Hattest du gehört, was ich noch gesagt habe.“
„Ja, die Kreditkarte habe ich“

Kannibalenausweis

Ein Kannibale geht in ein Museum und legt, wie andere etwa Presse- oder Behindertenausweise, seinen Kannibalenausweis an der Kasse vor.

„Kannibalenausweis. Und was soll ich jetzt damit?!“
„Ich dachte Kannibalen haben vielleicht freien Eintritt“
„Nein. Ich finde das ehrlich gesagt auch nicht lustig.“
„Oh weh, ich wollte sie nicht verletzen oder verärgern und bitte um Entschuldigung. Hier also, 6 Euro, der volle Preis.“
„Danke. Ihre Jacke und ihre Tasche können Sie dort hinten in ein Schließfach einschließen. Die sind kostenlos.“
„Für Kannibalen?“
„Für alle…“

Miriam und Antonia

„Hallo Miriam, ich bin Antonia“
„Hallo.“
„Miriam, das ist aber ein schöner Name.“
„Geht.“
„Dooch… Miriam, wir wollen uns heute ein bisschen unterhalten. Deine Eltern haben mir erzählt, dass du ein sehr phantasiereiches und intelligentes Kind bist, das ist toll. Das ist ein großer Schatz! .. aber sie haben mir auch erzählt, dass Du manchmal so in deinen Träumen und Phantasien schwelgst, dass vieles zuhause liegenbleibt, zum Beispiel die Schularbeiten. Ist dir das auch aufgefallen?“
„Weiß nicht. Was heißt schwelgen?“
„Schwelgen? Ach das hab ich ja gerade gesagt, ja, in der Phantasie schwelgen, das heißt, mit viel Spaß und Energie und Freude sich in der Phantasiewelt aufhalten, das heißt, dass du dich dort oft richtig wohl fühlst und dir auch lange Zeit dafür nimmst. Das stimmt, oder?“
„Ja.“
„Ich finde das auch überhaupt nicht schlimm. Wie gesagt, das ist ganz toll, wenn man sich Geschichten ausdenken kann, sich an andere Orte träumen kann, in der Phantasie Abenteuer erleben kann. Das ist ganz toll. Man muss aber aufpassen, dass man darüber nicht vergisst, dass man gewisse Dinge, wie zum Beispiel Schularbeiten oder zuhause das Zimmer aufräumen oder auch mal der Mutter in der Küche helfen, dass man dafür gar keine Zeit mehr hat, das geht nicht. Und da fällt es dir glaube ich gerade schwer, eine gute Mischung zu finden kann das sein, Miriam?“
„Mich macht Zeit traurig.“
„Zeit macht dich traurig? Wie meinst du das.“
„Zeit ist die Verletzung, wenn wir beginnen, wie auf Schienen aneinander vorbeizufahren. Wenn die Tür langsam zu geht, wenn die Autotür aufgeht. Wenn wir uns umarmen sollten, sind wir auf Stühle geschraubt und halten an etwas fest, was uns aus den Händen gleitet. Zeit ist die Enttäuschung, dass nicht gesehen wird, wie still man stehen muss. Die Zeit ist das Feuer, in dem wir verbrennen und die Phantasie ist der Ozean, durch den wir mühelos gleiten und ganz tief unten leuchten seltsame Vorhangwesen. Zeit macht mich traurig, weil wir keinen Kreis bilden, in dem wir vor ihr sicher sind oder in der sie weniger wehtut. Darf ich die Augen zu machen und träumen, weil ich weinen muss?“
„Ja, Miriam. So lange du willst. Und ich bin hier und warte auf dich.“

Ernesto

„Stellen sie sich vor?“
„Hallo ich bin Ernesto“
(Gruppe im Chor) „Hallo Ernesto“
„Ernesto, was haben sie mitgebracht, warum sind die hier“
„Gericht hat gesagt ich muss“
„Ja, nein, das meinte ich nicht. Warum, was haben sie gemacht.“
„Na nichts.“
„Ernesto…“
(seufzt) …“also gut. Stehe im Laden…..15 Jahre kaufe ich Cräcker mit Pizzagewürz. Jetzt: keine da, nie mehr. Ich sage warum. Er: wollte keiner mehr wahrscheinlich. Ich sag wollte keiner was ich komme seit 15 Jahren und kaufe die….er: zuckt mit den Schultern. Lässt mich stehen wie ein Wurst Hans. Ich stehe 10 20 Minuten nur so da, Kopf wie taub.“
„Und dann?“
„…dann hab ich mir das Gemüsea vorgenommen.“
„Wie vorgenommen“
„Ein Gemüse nach dem anderen genommen…auf den Boden gelegt….und mit den Arbeitsschuhen zermatscht.“
„Und dann?“
„Kam Leiter und Geschrei und Polizei hier kommt gleich. Währenddessen hab ich noch die Tomaten zermatscht mit den Händen und die Gurken zerbrochen“
„Und dann wurden sie verhaftet.“
„Ja und dann Anzeige, Richter, alles“
„Und jetzt sind sie hier, weil wir darüber reden wollen, was sie…wie sie anders auf die Situation hätten reagieren können. Auf ihren Frust. Das etwas nicht da ist, was sie wollten. Auf das sie sich gefreut hatten. Die Enttäuschung. Was sie anders hätten machen können, damit umzugehen, als das Gemüse kaputt zu machen“
„Wird eh viel weggeworfen“
„Ernesto, darum geht es aber nicht. Das darf man ja nicht, das macht man ja nicht. Wie hätten sie anders darauf reagieren können, auf die Enttäuschung, als etwas zu machen, was man nicht darf. “
„….eine rauchen.“
„…. zum Beispiel, ja.“
„Durft ich aber auch nicht.“
„Was. Ach im Laden?“
„Ja.“
„Ja das darf man ja auch nicht. Deshalb frage ich ja, was hätten sie machen können… “
„Die Cräcker kaufen. “
„…die gab es aber nicht.“
„Warum.“
„Darum geht es nicht.“
„Doch.“
„Nein, sie müssen sich abfinden, dass es die Cräcker nicht mehr gibt, ohne gewalttätig zu werden.“
(steht auf)
„Wo wollen sie hin?“
„Wieder wütend, draußen Gemüsesstand gesehen, ich zerbreche wieder Gurken“
„Ernesto, nein, das dürfen sie nicht. “
„Ich zahle vorher. 20 Euro. Kosten 50 Cent. Kann ich 40 Gurken zerbrechen.“
(einer aus der Gruppe) „Das geht doch. “
„Ernesto, nein, sie müssen doch… “
„Keine Cräcker = Gemüse reif.“ (geht)
„…. was soll ich da machen. -… wer versteht, warum das kein gutes Verhalten von Ernesto ist? “
(keiner sagt was)

Tischgebet für Satan

Familie, Abendbrottisch

„Mama, können wir heute mal ein Tischgebet für Satan sprechen?“
„Tobi! Wie kommst du auf so einen Unsinn?“
„Na Belial und sein Vater sind bei den Satanisten und…“
„Ich hab dir schonmal gesagt, dass ich nicht möchte, dass du was mit diesem Belial unternimmst“
„Wir sitzen in Kunst nebeneinander, ich hab mir das nicht ausgesucht“
„Dann frag den Lehrer, ob du woanders sitzen darfst.“
„Aber er ist nett.“
„Er ist seltsam und seine Familie ist unmöglich, es gibt sicher viele deiner Mitschüler, die noch netter sind“
„Aber von denen hat mir noch nie jemand einen Dolch geschenkt“ (zückt einen großen, rubinbesetzten Dolch)
„TOBIAS!!! Gib mir den, Sofort“
„Och man“ (gibt den Dolch ab)
„Das werde ich der Schulleitung melden. Sowas, ich fasse es nicht. In der Schule Waffen verteilen und zu Satan beten, ja wo sind wir denn“
„Der Marcel hatte mal eine Pistole dabei und gesagt sein Vater erschießt damit im Dienst Zigeuner“
„Das war beim Eltern-Kinder-Tag und Marcels Vater war dabei, das ist etwas völlig anderes, außerdem hat Marcels Vater klargestellt, dass sie nur schießen, wenn die Zigeuner einbrechen und klauen“
„Aber Belial…“
„Mit Belial ist jetzt Schluss. Werde dafür sorgen, dass er von der Schule fliegt.“
(leise) „aber nicht wenn er dich in ein Opossum verwandelt wie unsern Sportlehrer“
„Was?“
„NICHTS“

Urlaub in Schweden

„Habt ihr schon überlegt, wohin ihr im Sommer in Urlaub fahrt?“
„Ja, wir haben uns für Schweden entschieden
„Schweden! Joa…bisschen langweilig, aber immer wieder schön“
“ – wieso langweilig?!“
„Ach, das hab ich nur so blöd dahergesagt, ist wunderschön“
„Thomas, was ist an Schweden langweilig?“
„Meine Güte, nichts, einfach ein blöder Spruch. Ich fahr auch gerne nach Schweden.“
„Thomas…jetzt sag es einfach. Irgendwas…“
„Nee das wird mir jetzt zu blöd“ (steht auf)
(lauter) „Irgendwas meintest du doch, jetzt steh auch dazu und sag es“
„So ein Quatsch“ (nimmt seine Jacke, geht zur Haustür, Treppe runter in den Hof)
(reißt Fenster auf) „WAS IST AN SCHWEDEN LANGWEILIG DU ARSCHLOCH MENSCH“
(aus einer anderen Etage) „RUHE!!!!!!!“
(Thomas entfernt sich eiligen Schrittes)
„ARSCHLOCH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“

Dann bin ich das Licht

„Darf ich mich neben sie setzen?“
„Bitte? Aber ja. Selbstverständlich“
„Nur kurz durchpusten. Ist ja auch eigentlich zu kalt zum Sitzen, aber nach dem langen Spaziergang…kurz durchpusten“
„Ja
„…aber sie sitzen wohl schon länger hier? Schön warm eingepackt
„Ja es ist kühl, aber die frische Luft tut gut, ich sitze hier sehr gern und denke nach“
„So? Darf ich fragen, über was? -… entschuldigen sie, ich bin zu neugierig.“
„Nein, nein. Es ist nur – es ist zu schwer. Ich kann nicht darüber sprechen.“
„Dann muss ich sie umso mehr um Entschuldigung bitten.“
„Aber eine Frage habe ich, wenn sie gestatten.“
„Selbstverständlich.“
„Wie… finden wir uns, und selbst, und überhaupt, wieder, wenn alle Lichter. Ich meine. Wenn alle Lichter ausgehen. Wie finden wir uns. Wenn alle Lichter ausgehen.“
„Dann hab ich noch eins in Reserve. Das verspreche ich ihnen. Wenn sie morgen hier wieder sitzen. Dann bin ich das Licht, das nie ausgeht.“
„(weint mit einem Lächeln)“
„Dann bin ich das Licht
„Das nie ausgeht?“
„Ja