Meine drei Taschenbücher noch bis Samstag günstig kaufen

Über meinen Shop zornado.de vertreibe ich auch meine mittlerweile drei Taschenbücher mit literarischen Miniaturen und Gedichten. Heute und morgen gibt es alle drei zusammen für 25 Euro. Direktlink:

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Übersterblichkeit in Deutschland – No news

Die Übersterblichkeit ist in Deutschland zum Ende des Jahres 2022 hin nochmal deutlich angestiegen, das vermelden diverse Medien unter Berufung auf neueste Zahlen vom Statistischen Bundesamt. Allerdings scheinen sie dieser grauenhaften Tatsache kein besonderes Gewicht beizumessen. Keine „Breaking News“-Kästen, keine Laufbänder. Irgendwo wird es kurz vermeldet, und zwar – wie schon in den Monaten zuvor -mit dem Zusatz, genau erklären könne man sich das nicht, „rätselhaft“ findet es etwa SpON, SZ „schwer erklärbar“, der Tagesspiegel spricht gar von „unbekannten Toten“.

Ein paar Gedanken will man sich dann aber doch kurz machen, oder fragt jemanden, der das macht. Tja, es habe schon noch einige Corona-Tote gegeben, das Interesse daran sei gesamtgesellaftlich aber kaum mehr gegeben, vielleicht seien viele Fälle auch garnicht mehr gemeldet worden. Außerdem sei möglich, dass Menschen, die mehr schlecht als recht die Covid-Krankheit zunächst überlebt hätten, nun in einem Jahr mit deutlich verringerten Infektionsschutzmaßnahnen von anderen Infektionskrankheiten den Rest bekommen haben könnten. Last but not least habe auch oder gerade das dritte Coronajahr vielen Krankenhäusern extrem zugesetzt; erneut seien wegen Personalmangel und Krankenstand viele Untersuchungen, Behandlungen und Operationen verschoben, kranke Patienten daruch notgedrungen schlechter betreut worden. Möglich, dass auch dies indirekt zu vermehrten Todesfällen geführt habe.

Interessant: in vielen Titeln und Teasern wird „Ursache unklar“ behauptet, aber wenn man kurz überlegt, ist es doch ziemlich wahrscheinlich, dass vieles – direkt oder zumindest indirekt – auf Corona als den Hauptverursacher hindeutet. Aber: „unklar“. Unbekannte mithin. Für die Familien der Verstorbenen, deren Tod aus der Nähe betrachtet eindeutig auf eine oder mehrere Coronainfektionen zurückzuführen ist, eine klare Botschaft: das wollen wir nicht mehr hören, ist gut jetzt.

Die Deutschen, die sich für das alles noch interessieren, sind Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker, die behaupten, dass deutschlandweit vertuschte, massive Impfschäden die Ursache für die Übersterblichkeit seien.

Die Mehrheit der Deutschen geht gelassen über Leichen, und ein Teil fleddert sie noch.

Zum Vorwurf, ich sei Bellizist

Ich habe recht oft etwas zu dem Vorwurf geschrieben, ich sei ein Bellizist. In der Regel habe ich das bejaht, zumeist mit Erklärung, manchmal auch ohne. Den Vorwurf, das Wort sei „verbrannt“, aus dem allgemeinen Sprachgebrauch als Synonym für „Kriegsgeilheit“ und Militarismus nicht mehr herauszuschreiben, nehme ich dennoch wahr (schwierig aber auch „Interventionalismus“). Dazu hatte ich auch zwei längere, gute Gespräche.

Aber ich bin natürlich uneinsichtig („…im Rauchsalon sage ich manches…“). Und ich sage auch, warum. Das Wort Bellizismus finde ich vor allem als provokanten Gegenbegriff zu „Pazifismus“ nach wie vor hilfreich, aber natürlich keineswegs als Beschreibung einer allumfassenden Lebenseinstellung. Mein Gemüt ist friedlich. Ich bin friedlich. Ein großer, schwerer Zottel, schnell ängstlicher, um Vermittlung bemühter Mensch, sich allgemeine, gutmütige Verständigung wünschend. Wer jedoch viel Angst in seinem Leben hatte und hat, und sich trotzdem ein halbwegs gutes Herz und einen ebensolchen Verstand bewahrt hat, kommt mE nicht umhin, aus persönlicher und allgemeiner, jeweils aber leidvoller Erfahrung des Zwischenmenschlichen zu schließen, dass es Menschen gibt, die verletzen und morden wollen, und die aufgehalten werden müssen, weil sie nicht freiwillig aufhören. Umso mehr, wenn sie die Kontrolle über ganze Staaten übernehmen.

Pazifismus deutscher Prägung nach 1945, den ich als zunächst unpolitischer Nerd erst nach 2001 zu verstehen begann, kennzeichnet mE ein eklatanter Mangel an Friedfertigkeit. Friedfertigkeit bezeichnet die Fähigkeit, Frieden zu bewahren oder deren Hindernisse und Brüche zu erkennen, zu lösen und Frieden, wenn nötig auch mit Gewalt, wiederherzustellen. In einer zusammenwachsenden Welt bedeutet das zunehmend und unvermeidlich den berühmten „Blick über den Tellerrand hinaus“.

Wer jedoch als einzige Erkenntnis aus Täterschaft, hier zB der von Deutschen begangene Holocaust als erstes genannt, Weltkriege danach, gestoppt nur durch Krieg, die ja grundsätzlich nicht falsche Lehre „nie mehr Täter“ zieht, sich jedoch gegen die Lehre „nie mehr Opfer“, besonders seiner Opfer, verhärtet, und mit nachgerade mörderischem Selbstbewusstsein die schreckliche Notwendigkeit verkennt und zurückweist, um sein Leben und das anderer mit der Waffe in der Hand kämpfen zu müssen, um Vernichtung zu entgehen (das Fass der Täter-Opfer-Umkehr besonders eifriger Deutscher garnicht erst aufgemacht), der ist vielleicht Pazifist, aber ganz sicher nicht friedfertig.

Schlimm, wenn man es nicht versteht. Schlimmer, wenn man es versteht, sich aber je nach Bedarf in die Reihe der vermeintlich Friedensliebenden einreiht, an anderer Stelle einen aus Bosheit und Mordlust betriebenen Krieg, gegen die eigenen Bürger und/oder gegen andere, entweder bewusst ignoriert oder leugnet, ja schönredet, ja im schlimmsten Fall gutheißt. Und es ist meistens schlimmer. Wenn mich also ein Pazifist einen Bellizisten nennt, dann antworte ich jetzt immer mit dieser „wall of text“. Nein Spaß, ich sage einfach ja.

„We hate war. We do not rejoice in victories. We rejoice when a new kind of cotton is grown, and when strawberries bloom in Israel.“ (Golda Meir)

Fiktiver Brief von Herrn Sesam an eine ihm bekannte Person

Hallo mir bekannte Person,

ich weiß, was Du jetzt als erstes denken wirst. Und so ist es auch. Ich habe lange Dir nicht geschrieben, ich habe es teils selbst verschuldet, teils sind mir diese wichtigen Dinge durchgerutscht, irgendwo um die Ecke gegangen, Du kennst mich.

Was Du als nächstes denken wirst, errate ich nicht. Ich lag nackt in einem kleinen Bach, so klein, dass das Wasser sich an meinem Kopf und meinen Schultern staute oder seitlich auf die Wiese lief. Dann begann das Wasser langsam über mein Gesicht zu laufen, aber ganz sanft. Ich hatte das Gefühl, ich hätte zusätzlich zu den eisigen Temperaturen eine kühlende Gesichtsmaske aufgetragen. Ich hörte auf, mit dem Kopf zu atmen, streckte meinen Bauch in die Höhe, der auch dünn mit fließendem Wasser bedeckt war, nun aber herausragte, und mit einem lauten Zischen bließ ich Luft aus den Lungen und mit einem kräftigen Zug neue ein.

Nicht mal Du wusstest es, nicht wahr? Ich kann auch mit dem Bauchnabel atmen. Oft habe ich es früher in der Kindheit in der Badewanne getan, aber Du weißt wie groß ich geworden bin und wie ich schon früh in die normal großen Wannen, wie sie in den meisten einfachen Bädern verbaut werden, nicht mehr hineinpasste. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich mit dem fortschreitenden Alter wasserscheu wurde. Nur manchmal überkommt mich die Lust, meinen Spaut mal so richtig freizupusten und meine Lungen ganz zu füllen. Denn das wissen nur wenige, und es ist keine meiner eher unwahrscheinlichen Vorgaben: der normale Mensch tauscht bei einem ebensolchen Atmer nur etwa 15% der Luft in der Lunge aus, die Wale und ich und vielleicht noch 3-4 andere Menschen in der Welt, ich weiß es nicht, hingegen mit einem einzigen Atmer 80-90%.

Oder wusstest Du es doch? Kam Dir bei den wenigen Malen, wo wir uns nackt beieinander aufhielten, etwas seltsam vor an meinem Bauchnabel? Jetzt weißt Du es jedenfalls. Diese Menge an Sauerstoff, die durch diese Atmung für einige Minuten den Körper durchflutet, versetzt auch das Gehirn in unwahrscheinliche Aktivität. Allerdings bei gleichbleibender Unlust, es akribisch zu nutzen. Du weißt, wie ungern ich mir Dinge vollständig aneigne. Lieber von manchem wenig als von allem viel. Und leise, leise, und die Leute sollen nicht reden oder so, dass ich sie nicht verstehe.

Aber wie geht es Dir?

Mit den allerbesten Grüßen und Wünschen, immer Dein Herr Sesam

Neues Miniaturenbuch

Liebe Leser,

immernoch mache ich mich hier viel zu rar und trage sträflich selten meine Texte nach, die ich fast immer erstmals und einzig auf Facebook poste. Dafür sind sie jetzt in anderer Form ein wenig gebündelt erschienen, und zwar zum dritten Mal als Taschenbuch. „Der ferngesteuerte Dorsch“ gibt es ab sofort (und vorerst nur dort) auf Amazon zu kaufen.

Mein zweites Taschenbuch

Liebe Leser meines Blogs,

am Sonntag ist mein zweites Taschenbuch mit dem Titel „Grüne Schlange, keine Hände“ erschienen. Manche der Geschichten werdet ihr von diesem Blog hier kennen, einige aber auch nicht. Falls Euer Interesse geweckt ist, hier der Link (momentan nur via Amazon zu beziehen): https://www.amazon.de/dp/3000664114/ref=cm_sw_r_cp_apa_i_zwrrFbYBXBPMS

Viel über Zeit verraten sie nicht

Zwei Personen kommen sich auf einem sonst kaum belaufenen Spazierweg entgegen

„Guten Tach“
„Guten Tag. Eine Frage, wollen wir vielleicht ein Stück zusammen gehen, mit zwei Meter Abstand, aber so, dass wir reden können?“
„Hjoa, wenn sie in meine Richtung gehen, ich bin auf dem Rückweg zum Auto, dann gerne, warum nicht“
„Wunderbar, danke, mir ist die Richtung gleich. Ich halte auch Abstand. Der Weg ist ja auch schön breit, nicht. Tja, also das ist ja im Moment ganz schön aufregend alles mit dem Virus, was? Mit der Epidemie.“
„Joa. Man soll sich aber nicht verrückt machen. Vorsicht ist gut, aber die Zeit geht auch vorbei“
„Ja, die Zeit. Witzig, dass sie das sagen. Ich war jq lange Uhrmacher, bis meine Hände nicht mehr mitmachten. Das ist so im Alter, ich habe mich nicht beklagt….Zeit ist etwas Sonderbares. Ich habe jahrzehntelang an Uhren herumgeschraubt, aber sein wir ehrlich, viel über Zeit verraten sie uns nicht“
„Ja, ich glaube, ich kann ihnen folgen. Da haben sie glaube ich nicht Unrecht. “
„Ich habe gelesen, für manche wie mich seien die Tage nunmal leider gezählt“
„Sowas finde ich ganz schlimm, wer sowas sagt, das macht mich wütend“
„Ach *winkt leicht ab…Tage zählen. Überlasse ich gerne diesen Leuten. Ich habe es kaum je angefangen. Aber die Zeit ist irgendwo, ich spüre sie, keine Frage. Und natürlich habe ich auch Angst. Aber sie ist nicht immer da. Nicht, wenn ich mich erinnere. Oder wenn ich mich unterhalte. Wenn ich diese Ente da sehe.“
„Wo.“
„Da *zeigt“
„Tatsächlich. Schöne Tiere.“
„Ich möchte nicht in die Zeit fallen. Verstehen sie? Noch nicht. Ah, der Parkplatz. Hier steht wohl ihr Auto?“
„Ja… – aber wissen sie was *schaut auf seine Uhr…,
wenn sie noch können, dann gehen wir doch noch einmal hin und her.“
„*lächelt…eine schöne Uhr“
„Oh. Danke ^^“
„Ich nehme das Angebot gerne an. Sie…ja.“

Die wirren Wurstwerfer von Burg Lustsex

Auf einer erotischen Burg eines Sexgrafen wird in der Großküche ständig Wurst gemacht. Allerdings sind die hygienischen Standards ähnlich katastrophal wie bei Wurstfirmen in Hessen. Plötzlich werden auch viel zu viele Arbeiter eingestellt. Es gelingt ihnen, viel zu viel Wurst zu produzieren. Es kommt, wie es kommen muss. Angeführt von einem Fuchs in einem Robin Hood-Kostüm strömt die „Wurstarmee“ in eine nahelegenene, größere Stadt ein und bewirft alle mit Scheiben Salami, die Salmonellen haben. Eine Art Bürgerwehr, angeführt von einem sympathischen Neonazi, kann zunächst ein paar der Wurstwerfer ermorden, wird dann aber restlos mit giftigen Wurstscheiben eingedeckt und übrig bleiben bizarr von Krankheit zerfressene, entstellte Leichen, aus denen dann auch Wurst gemacht wird. Dazu wird plötzlich auch aus dem Weltall auf die Stadt geschossen und der Film spielt dann auch etwas 10 Minuten in einer etwas psychedelischen Szene im Weltraum, mit Affen teilweise. Erst da kommt das Gesundheitsamt ins Spiel. Mitarbeiter mit weißen Kitteln finden in der Burgküche Verunreinigungen. Doch da steht der Sexgraf in der Tür und für den Rest des Films wird gefickt.

Ausländer

1. Oktober 2016: Aus der Deckung heraus auf Flüchtlinge schießen, das können sich viele AfDler offenbar gut vorstellen. Eine verschärfte Bedrohungslage in Kauf zu nehmen, um die Verursacher der Flüchtlingskrise zu bekämpfen und damit auf jene zu schießen, die selbst eine Waffe in der Hand haben, geht aber garnicht. Ausdrücklich war beim AfD-Parteitag im Rahmen der Ablehnung eines Militäreinsatzes in Syrien auf die dadurch steigende Gefahr von Terroranschlägen hingewiesen worden. Wohl aber sollen syrische Flüchtlinge in Deutschland als Kämpfer ausstaffiert und zurück an die Front geschickt werden. Das alles lässt sich auf eine ganz einfache Formel herunterbrechen: Die Ausländer sollen sich gegenseitig umbringen, und wer nicht bereit ist, anderswo zu sterben, der wird bei uns an der Grenze erschossen. Es ist eigentlich wie früher, der Deutsche geht zum Wohl des Volkes über Leichenberge – in Notwehr, versteht sich.

22. Dezember 2016: Kriminelle Ausländer abschieben“ war vor einigen Jahren noch eine Parole von Rechtsaußen (die Älteren erinnern sich). Heute sagt der Bundesinnenminister, ein Flugzeug voller Menschen werde (in ein krisengeschütteltes Land) abgeschoben, weil ein Drittel dieser Menschen Straftäter seien. Läuft bei uns.

 

22. Mai 2017 Jetzt kommt wieder die Zeit des großen Freibad-Mimimi. Der Ausländer ist vom Beckenrand gesprungen, ich han genau gesehen!1! Und dann natürlich das Platzhirschgebahren! Ganze Sippschaften von Jungmännern geben rund um die lauwarme Pinkelbrühe den Ton an und belästigen Frauen. Ich meine mich ja zu erinnern, dass das in der Eingeborenenprovinz, aus der ich stamme, genauso war, auch ohne die Araberen. Aber ich kann mich natürlich auch irren. Schön übrigens, dass da jetzt mehr nach geguckt wird, egal aus welchem Grund.

(In den Kommentaren bitte Links zu „so schlimm wie noch nie“-Artikeln von großstädtischen Brennpunkten)

Februar 2018 Die vielschichtige Komik, dass ausgerechnet in der deutschen Stadt „Essen“ bei der Ausgabe von Grundnahrung an Notleidende in Deutsche und Nichtdeutsche unterteilt werden soll, liegt mir irgendwie schwer im Kopf. Auch, weil ich dort einige Jahre gelebt habe und einige Verwandtschaft dort wohnen habe. Im Essener Süden zwischen Rüttenscheid und dem Naherholungsgebiet Baldeneysee gibt es einen Edeka, der damals damit warb, irgendeinen bundesweiten Supermarktfilialenwettbewerb gewonnen zu haben. Feinkost, wo man hinsah. Eine riesige Fischtheke. Die Käseleute solche Antjeklamotten und -kopftücher an. Wahrscheinlich sogar Holzpantoffeln. In diesem Laden habe ich das Wort „Schwarzfüße“ kennengelernt. Natürlich kein Begriff für Kohlekumpel. In den umliegenden Villenvierteln des alten Stahl-, Hochtief- und Stromadels seien in der Nähe des Edeka Schwarzfüße gesehen worden. So welche gibt es dort nämlich eigentlich garnicht. Die müssen „rübergekommen“ sein. Nicht Ausländer, also das sowieso, aber aus anderen Teilen Essens. Der Essener Süden hat 2017 tiefschwarz gewählt, und unterdurchschnittlich AfD. Dort, wo nach Meinung dieser bürgerlichen CDU-Wähler die Schwarzfüße herkommen, um in Essen-Werden im Edeka Wolfsbarsch und Feigensenf zu klauen, also in Norden, zB in Altenessen, da ist die AfD stark. Da gibt es Probleme mit Essen.

5. März 2018 Weitere Buch-Ideen für Boris Palmer („Wir können nicht allen helfen“)

-Nicht jeder wird gesund – Gedanken zur jährlichen Grippewelle
– Ich sage nicht nein: auch mal an sich denken
– Ich koche nicht für alle: Boris Palmer Lieblingsrezepte

– Nicht jeder Mensch ist Ausländer
– Sorry, aber jetzt rede ich
– Differenziert ans Ziel: mit der Wahrheit lügen in 10 Schritten
– Mit dem E-Bike durch Tübingen

 

11. März 2018 Heute feiert der neue „Cottbusser“ Tatort Premiere. Das Kommissarenduo, eine intelligente Frau, die sich so langsam mal einen Mann suchen muss (running gag) und ein erfahrener Mann, ermitteln durchaus nicht nur gegen Ausländer, denn auch die Einheimischen sind nicht frei von Sünden. Trotzdem, die Stimmung ist aufgebracht. Der Sohn des Kommissars ist drogenabhängig und wählt SPD. Flotte Sprüche, aber auch alte deutsche Redensarten prägen die Cottbusser Reihe. Doch da, Bandenkriminalität. Der Tatort bildet auch gesellschaftliche Realitäten ab.

19. März 2018 Am Ostersamstag veranstalten die Grünen in Tübingen eine Fahrradwanderung unter dem Motto „Ausländer zählen“. Dabei soll ganz wertfrei festgestellt werden, ob der subjektive Eindruck vieler Bürger sich bestätigt, dass in der Stadt schon enorm viele Ausländer

19. Mai 2018 Ich glaube, Leute, die in der Öffentlichkeit, zB in einer Bäckereischlange, wirklich anfangen zu überlegen, ob jemand mit gebrochenem Deutsch und einem äh verdächtigen Aussehen wohl „illegal“ im Land ist, unter denen gibt es solche, die einfach ausländerfeindlich sind und das auch richtig finden. Und dann sind da noch solche, die glauben, alle Menschen bzw alle Deutschen würden so denken, nur viele würden halt „mit dem Kopf rangehen“ und sich dazu zwingen, diese Überlegungen nicht zu artikulieren, wozu sie sich idR auch selbst zählen. Was dann aber oft zur Überlegung führt, dass das unehrlich ist, und eigentlich ja die Unterdrückung eines „ganz normalen“, nachvollziehbaren, am Ende einfach berechtigten Gedankens. Warum sollen wir länger schweigen, sicher, wenn jemand einen Ausländer beim Bäcker sieht, denkt man ui, kann der was, darf der das, ist das ein Geduldeter oder Illegaler? Ich glaube, diese Leute halten es garnicht für möglich, dass das andere wirklich einfach nicht denken. Weil es ihnen einfach egal ist und weil sie Menschen total anders kategorisieren, auch durchaus reflexhaft. In der Öffentlichkeit nehme ich sofort wahr, wenn jemand kurz davor ist, sinnlos loszufluchen, andere anzurempeln, Streit vom Zaun zu brechen zB. Die haben vorher immer schon so einen Blick. Oder ich nehme wahr, wenn jemand sehr ängstlich ist. Das gehört zu Dingen, nach denen ich Leute abscanne. Und da kommt „Flüchtling oder nicht“ garnicht bei vor. Wer solche Gedanken beim Bäcker hat, der ist einfach besessen und ausländerfeindlich konditioniert.

19. Juni 2018 Dass „jeder Mensch Ausländer“ sei („fast überall“), bewahrheitet sich schön an dieser mir von meinem Vater, damals Gemeindepfarrer in Ennepetal, überlieferten Geschichte. Wie er zu einer älteren Dame gerufen wurde, die im Sterben zu liegen schien, dann aber wohl doch noch eine ganze Weile lebte, und die ihm ihre Lebensgeschichte erzählte, die damit (vorerst) endete: „Jetzt lebe ich schon 45 Jahre in Voerde und habe immernoch Heimweh nach Milspe.“

11. Juli 2018 Seehofer und Gauland gehören zu jenen alten rechten Leuten, von denen ich schon vor Jahren schrieb, es wäre besser, sie würden in der Öffentlichkeit für den Rest ihres Opalebens die Schnauze halten. Nun sitzen sie nicht in irgendeiner Kneipe und lassen sich da bauchausstreckend und knopföffnend im Kreise von Gleichgesinnten gehen, mit ihren altersvulgär fahrengelassenen Ressentiments und ihrer gewalttätigen Volkstümelei, mit der sie als Opportunisten jahrzehntelang nicht völlig, aber für ihre Verhältnisse doch erheblich hinterm Berg hielten, machen sie nun (aus ihrer Sicht endlich) erfolgreich die Politik, die ihnen immer am Herzen lag. Das Problem ist aber weiß Gott nicht nur der alte weiße Mann. Das Problem ist die Begeisterung, die die öffentlich geduldete Ekelopa-Politik bei niederträchtig und volkstümlich veranlagten Menschen, jung wie alt, verursacht und wie sie mit unglaublichem Eifer ihre ganze Verkommenheit in die Öffentlichkeit koten. Dieser Begeisterung, die von ganz oben salonfähig gemacht und gefördert wird, haben die politischen Gegenspieler Seehofers und Gaulands fast nichts entgegenzusetzen, und ich glaube, das liegt auch daran, dass das alles Familie ist. Man kennt sich lange, man hat schon oft diskutiert und gestritten, sich aber auch wieder vertragen, und, ja gut, Opa hat zuletzt wieder arge Naziphase, aber er ist immer noch unser Onkel Eduard usw. Und so unanständig kann er ja auch nicht werden, er ist eben ein hartnäckiger Typ, der manchmal etwas verbohrt und eigensinnig ist, ok, er hat wieder wie zB Gauland vulgär den Holocaust bagatellisiert oder will wie ein Seehofer endlich viele Ausländer rausschmeissen und klopft sich dafür vor laufenden Kameras öffentlich auf die Schulter, aber am Ende gehören wir eben alle zusammen und sind eine deutsche Schicksalsgemeinschaft.

 

24. Juni 2018 Offener Brief an Bundeskanzlerin Dr. Frau Angela Merkel

Sehr geehrte Frau. Dr. Merkel, ich bin kein Nazi, aber wenn es sein muss, werde ich einer, ist doch klar.

In Italien, einem Land mit hervorragender Küche, werden jetzt Ausländer gezählt, um sie zu kennen. Denn sie sind für starke Kriminalität, die es so in Europa nie gegeben hat. In Ungarn sind obdachlose endlich kriminell. Viele weitere Beispiele.

Aber in Deutschland macht nach wie vor jeder, was er will. Zustände wie im Nazireich sind die Folge. WANn HANDELn auch SIE?

PS: Ich bin kein Nazi, aber sie.

12. Juli 2018: Menschen, die im vergleichsweise kleinen Stil erwerbsmäßig klauen und betrügen und ansonsten arbeitslos sind, werden gesellschaftlich deutlich strenger verurteilt und geächtet als solche, die arbeiten und darüber hinaus sich noch was dazuklauen oder -betrügen, auch wenn letztere das in teils viel größerem Stil machen. Klar, macht man nicht, aber die „wirklichen Kriminellen“ sind das Problem. Die Berufstätigen haben sich offensichtlich das gesellschaftliche Recht und den gesellschaftlichen Stand erarbeitet, von dem aus Betrug als normaler Teil der Arbeitswelt und „Ellbogengesellschaft“, in der man sehen muss, wo man bleibt…weil einem ja auch niemand etwas schenkt…usw…verstanden und zwar verurteilt, aber letztlich geduldet oder sogar gut gefunden wird.

Also knackt jemand ein Auto = „Hand abhacken“. Manipuliert jemand Millionen Autos, um sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen teuer zu verkaufen = ärgerlich, aber man muss ja auch sehen, wir brauchen den Erfolg in der Industrie und es sind ja trotzdem gute Autos hehe. Gebt den Mann einen verdammten Orden und schiebt ein paar Ausländer ab einfach weil ich Geburtstag habe

 

2. September 2018 Es wird ja immer mal wieder dieser schon etwas ältere Tagesspiegel-Artikel verlinkt, wo der Autor sinngemäß schreibt, eigentlich sei „die Antifa“ ja ziemlich nervig, aber andererseits könne man ja auch mal danke sagen dafür, dass sie sich immer wieder rechten Demos und Auftritten entgegenstellen, sie somit in die Schranken weisen und ungehinderte räumliche Ausbreitung verhindern, also etwas, was der Autor auch möchte, aber ohne dafür mit ihnen auf die Straße zu gehen. Ich musste an den Artikel wieder denken, als in Siegen der „Dritte Weg“ neulich gegenüber vom Bahnhof einen großen Stand aufgebaut hatte und ein Redner den Passanten via Megaphon mitteilte, die Akzeptanz von Homosexualität sei eine jüdische Erfindung usw. Die wurden in der Tat nur von einer Hand voll „Linksextremer“ gestört, und das von der Geräuschkulisse her recht erfolgreich. Es gibt keinen Aufstand von normalen Bürgern gegen Hass auf Minderheiten. Was es aber gibt, ich weiß das aus der eigenen Familie, und zwar nicht nur von dem Teil, der mittlerweile auch der AfD nahesteht, ist Verständnis für ein „Unwohlsein“ wegen der allzu selbstbewussten Art, wie Minderheiten sich heute „zur Schau stellen“ würden, so sehr, dass sie offenbar anstrebten, dass „Normalen“ sich schlecht fühlen. Sondern auch, nur das noch nicht ausgesprochen, dass es ja vielleicht ganz gut sei, wenn Ausländer, Asylanten usw mal von Rechten, die das Gesetz in die Hand nähmen, in die Schranken gewiesen werden. Es gibt die stille Duldung und sogar Übereinkunft, dass man ruhig mal ein bisschen für die biodeutsche, weiße Sache lärmen und pöbeln kann, damit dieses Land nicht vergesse, dass es immernoch „wir“ sind, die hier das Sagen haben. Die Idee, dass wir alle Individuen in einem demokratischen Rechtsstaat sind, und die Last, die das mit sich bringt, will getragen sein, für diese Idee kämpft nicht die Mehrheitsbevölkerung, sondern immer eine Minderheit. Das war so und das ist so und wird so sein.

 

3. Juni 2019 Ich habe das sichere Gefühl, dass das Asylrecht für viele meiner Landsleute eine nette Geste ist, mit der man sich in Maßen als edler, wiedergutgewordener Staat schmücken kann, aber jedem Ausländer, der im Bus zu laut redet oder nicht fleissig genug ist, dieses Recht sofort absprechen kann. Dann verkündet man staatstragend, dass man nicht allen helfen könne und meint, dass so wenigen wie möglich geholfen werden sollte. Und das soll als große Leistung anerkannt, und keineswegs als Grundrecht gedacht sein.

 

2. Juli 2019 Die Kritik an der „Wiedergutwerdung der Deutschen“, ein Weltmeistern und großtümelndes Zurechtweisen irgendwelcher europäischer Nachbarn, denen man anempfiehlt, sich so und so zu benehmen, weil man sonst nicht mehr für sie zahlen werde, diese Kritik halte ich nach wie vor für berechtigt. Aufschlussreich ist, welche Abbiegungen diese Kritik beim Asylthema nimmt. Man sollte meinen, dieses ganze „Fluchtursachen“-Thema, Deutschlands Weigerung, sich militärisch und geopolitisch gemeinsam mit westlichen Alliierten angemessen zu verhalten, stattdessen dann das Portemonaie aufzumachen, wenn man sich Problemen irgendwie kurzfristig entledigen kann, um sie anderswo eskalieren zu lassen (Stichwort Afghanistan, Syrien, Libyen, Türkei, aber auch diese ganze „macht ihr mal, wir geben euch was, damit die Ausländer irgendwo vor den Zäunen verrecken“-Politik), dazu das parteiübergreifende „Einwanderung von fleißigen, qualifizierten Arbeitskräften, die wir gut ausbeuten können yey, irgendwelche Menschen, die in Freiheit und Würde leben wollen ney“, sich absolut skrupellos verhalten, aber moralisch das große Wort schwingen, also diese ganzen Sachen wären Ziel dieser berechtigten Kritik, aber nein, ganz falsch. Ziel sind die, die Menschen aus dem Wasser ziehen, die Demos gegen Abschiebungen machen, Frauen sind und vielleicht mal irgendwas Blödes mit Deutschland im Satz gesagt haben. Echt, an der Stelle offenbart sich der neue Nationalsozialismus, ganz bestimmt, so muss es sein. Da wird die Kritik zum Trick 17 mit Selbstverarsche, aber merken tut man das offenbar nicht mehr, wenn man einmal zu diesen Punkt hingedacht hat. Der Umgang mit den Grünen ist für diese zwei grundverschiedenen Schlussfolgerungen aus einer berechtigten Feststellung das perfekte Beispiel. Die Grünen sind in ihrer Asylpolitik überhaupt nicht weit von den Seehofers entfernt, auch in ihrem Programm dominiert Verwertungslogik, das Überreden, freiwillig das Land zu verlassen, man muss realistisch sein, wir müssen auch mal wieder ein paar ertrinken lassen, aber hey, jedes Leben ist kostbar etc. Diese ganze linksbürgerliche „oder soll man es lassen“-Ekelbrigade, die sich ständig auf die Schultern klopft für ihre staatstragende Bereitschaft, Menschen zu opfern. Da könnte man sich treffendst dran abarbeiten, aber das geht nicht, weil man in dem Punkt, auch und gerade wenn man nach ganz rechts freidreht, gemeinsam im volksdeutschen Bunker sitzt und Angst vor Invasion hat. Nein, man muss den Grünen stattdessen alles mögliche andere anhängen. Dass die bunt sind, dass sie das Klima nicht mitleugnen, dass Fraue irgendwelchen Leuten das Leben retten ohne vorher zu fragen, dass sie den großen Staatsmann Salvini nicht mögen,dass sie gegen das Gesetz verstoßen und nicht danke Polizei sagen, all diese Dinge. So ein lol man.

Orangene Tauchringe

Ich hab mich mal wieder hingelegt, um mir Gedanken zu allgemeinen zeitgenössischen, aber auch schon älteren Themen zu machen und bin darüber kurz eingeschlafen. Wieder der Traum, wie ich lassoschwingend auf einem Wildschwein reite. Haben wir keine anderen Probleme? Im Freibad nehmen orangene Planschbälle und Tauchringe immer mehr zu. Keinen interessierts. Eine Gruppe von Badegästen konnte ich für das Thema sensibilisieren. Sie lassen sich auch nicht mehr für dumm verkaufen. Dass orangene Planschbälle und Tauchringe zunehmen, ist objektiv feststellbar und eine Sache unmittelbarer Erfahrung. Wir sind in der Gruppe dann so wütend geworden, dass jemand mit einem Messer einem Kind seinen orangenen Planschball zerstochen hat, leider zurecht. Wir sind keine Unmenschen, aber wir können auch Probleme nicht ignorieren. Sicher, Gewaltkriminalität ist in den letzten Jahren nicht explodiert, das sagen alle Statistiken, aber das lässt sich ja ändern und orangene Planschbälle und Tauchringe nehmen immer mehr zu, das ist ein Fakt, und es ist schlicht Fakenews, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Ich habe jetzt auch immer Messer dabei und auf Twitter bin ich auch. Wahnsinn ist das alles.