Der Beruf, den der Gürteltiermann hat

Einen der seltsamsten Berufe, die mir je untergekommen sind, lernte ich in bzw hinter einer großen Bahnhofshalle kennen. Es war nicht so, als hätte mir jemand gesagt, ich solle das tun. Aber ich öffnete unterhalb einer sehr großen Bahnhofsuhr eine Tür, die nicht verschlossen war und drehte mich eine schmale Wendeltreppe hinauf zu einem kleinen Kabuff hinter dem gewaltigen und hörbar arbeitenden Zifferblatt. Und da saß ein Gürteltiermann, der mich erstaunt, aber durchaus freundlich anschaute. Sein Schuppenpanzer hob und senkte sich gleichmäßig mit seinem Atem. In der einen Hand hielt er eine Taschenuhr, deren Kette zwischen seinen Fingern herunterhing, mit der anderen umgriff er einen Drehknopf, den er langsam im Uhrzeigersinn bewegte. Er steuerte die riesige Bahnhofsuhr manuell und hatte die dazu passende Uhrzeit die ganze Zeit im Blick. Als mir solches klar wurde, wollte ich erst fragen, wer denn wohl dafür Sorge trage, dass die Taschenuhr immer die richtige Zeit habe. Aber da schien mir die Frage bereits albern, und der Gürteltiermann lächelte auch, als habe er meine Gedanken gelesen und sagte „ich“

Blogbuch: Die Kühlen

Früh morgens vor einem heißen Tag ist es auch toll. Da genießen die Menschen, die Angst vor Hitze haben, nochmal in vollen Lungenzügen die kühle Luft, die kalten Nasenspitzen, die lauwarmen Brötchen und alles. Und tragen, was sie wollen, gerne auch nochmal ihren Lieblingspullover mit den kleinen Thermometern mit 17-24 Grad drauf. Manche von den Leuten, die um diese Zeit draußen sind, kommen auch ins Gespräch und während die Sonnenanbeter erst in den Gluttag starten, haben „die Kühlen“ schon alles gefunden, was sie gesucht haben.